Bondpapst Jeff Gundlach warnt übereuphorische Investoren davor, sich in einem zu starken Ausmaß vom Ausblick auf eine potenzielle Umsetzung der Steuerreformpläne des Weißen Hauses blenden zu lassen.

Der häufig in seinen Prognosen richtig liegende Gundlach warnt davor, dass sich die im Gesetzespaket zu beschließenden Steuersenkungspläne langfristig gesehen bei Weitem nicht für alle Firmen in den Vereinigten Staaten als positiv erweisen werden.

Darüber hinaus sieht der DoubleLine-Chef ernsthafte Gefahren am Horizont der Junk- und Ramschbondmärkte aufziehen. Gegenüber dem Finanzsender CNBC führte Gundlach aus, dass es wahrscheinlich zu unbeabsichtigten Konsequenzen in Bezug auf die Versuche einer Reformierung des amerikanischen Steuercodes kommen dürfte.

Finale Abstimmung voraus

Schon bald nach einer Verabschiedung des Steuergesetzpakets könnte es zu aufkommenden Spekulationen über Zahlungsausfälle an den Junkbondmärkten kommen, so Gundlach weiter. Sollten die republikanischen Gesetzgeber im Kongress sich tatsächlich auf ein Reformpaket geeinigt haben, so könnte es schon in der kommenden Woche zu einer finalen Abstimmung über das Gesetzesvorhaben im Repräsentantenhaus und im Senat kommen.

Dass die republikanische Wählerbasis langsam aber sicher unruhig zu werden scheint, zeigt allein der am Dienstag zu beobachtende Senats-Nachwahlausgang im Bundesstaat Alabama, wo der Demokrat Doug Jones dem republikanischen Platzhirschen Roy Moore in dem tiefkonservativen Bundesstaat den Senatssitz völlig überraschend abluchsen konnte.

Dass sich die Ausgangslage für die Republikaner mit Blick auf die Stimmkonstellation im amerikanischen Oberhaus auf diese Weise verschlechtert hat, zeigt, dass die republikanischen Senatoren fortan nur noch über eine hauchdünne Mehrheit von 51:49 Stimmen verfügen. Bis Doug Jones seinen Platz im Senat eingenommen haben wird, könnte es jedoch Anfang Januar werden.

Wie reagiert die Fed?

Zeit, die die Republikaner zu nutzen gedenken, um ihre Steuerreform noch vor Weihnachten durch das Oberhaus zu bringen. Grund genug für Chuck Schumer, den demokratischen Minderheitsführer im Senat, die Republikaner dazu aufzurufen, ihre Abstimmung über die Umschreibung des amerikanischen Steuercodes solange hinauszuzögern, bis Jones seinen Sitz im Oberhaus für die Demokraten eingenommen haben wird.

Da Pläne zur Einführung einer Grenzsteuer (Border Tax) im Sommer fallen gelassen wurden, die dazu angedacht war, die versprochenen Steuersenkungen der Republikaner gegen zu finanzieren, wird sich die Schuldenaufnahme der Washingtoner Bundesregierung über die kommenden zehn Jahre wahrscheinlich um weitere $1,5 Billionen ausweiten.

Vorsichtige Töne zur anstehenden Verabschiedung der Steuerreform in den USA wurden neben Jeff Gundlach auch seitens David Rosenberg, Chefökonom bei Gluskin Sheff, angeschlagen. Laut Rosenberg werde der Plan der Republikaner, die amerikanische Wirtschaft mittels Steuersenkungen zu stimulieren, in aggressiveren Zinsanhebungsschritten seitens der Federal Reserve enden.

Die "letzte Karotte"

Für Amerikas Aktienmärkte, die schon zum jetzigen Zeitpunkt mehr als stattlich bewertet seien, resultierten daraus weniger gute Aussichten.  Rosenberg warf in einem Interview mit Financial Sense Newshour die Frage auf, warum die Fiskalpolitik eines Landes aggressiv ausgerichtet wird, wenn sich dessen Wirtschaft bereits im neunten Jahr der Expansion – und somit in einem sehr späten Stadium des laufenden Zyklus – befinde?

Würde es, so Rosenberg, nicht viel mehr Sinn machen, fiskalpolitische Munition im Köcher zu behalten, um den Ausbruch der nächsten Rezession zu bekämpfen? Auf diese einfache Frage möchte ich eine aus meiner Sicht unkomplizierte Antwort geben.

Ganz einfach deshalb, weil Steuersenkungen die letzte Karotte sind, die blind agierenden Anlegern vor die Nase gehalten werden kann, um die aktuellen Marktbewertungen noch so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Wenn diese Blase platzt werden wir in den USA und im Rest der Welt ein riesiges Problem haben, auf das Notenbanken sehr wahrscheinlich keine adäquate Antwort mehr parat haben werden.  

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